Jungunternehmer erobern mit Social Media ihre Branche

Tobias Gertz und Tobias Mohr sind im Januar 2019 in die Selbstständigkeit gestartet. Innerhalb kurzer Zeit haben sie das Unternehmen Mohr & Gertz Elektrotechnik GmbH & Co. KG mit einem festen Team aufgebaut und machen vor allem auf Facebook von sich reden. Wie sie die Gründungsphase erfolgreich bewältigt haben und mit welchen Strategien sie heute ihre Mitbewerber überholen erzählt Tobias Gertz in diesem exklusiven Interview. 

 

Vor nicht einmal zwei Jahren habt ihr euer Unternehmen gegründet. Wie war der Start für euch? 

Der Start war sehr holprig. Aber wir waren hoch motiviert.
Als wir gegründet haben, haben wir aus der Wohnung von Tobias Mohr heraus gearbeitet. Unser Büro bestand aus einem kleinen Zimmer in der Wohnung. Und im Keller befand sich unser Lager. Da kam es schon einmal vor, das wir morgens um 6:00 Uhr ganz still und leise einen Baustromverteiler die Treppen aus dem Keller hochgeschleppt haben, um bloß keinen zu wecken (lacht). Das war natürlich nicht optimal, aber wir wollten einfach die monatlichen Kosten gering halten.

Wie seid ihr an die ersten Kunden gekommen? 

Wir ließen unsere Kontakte spielen und begannen zuerst als Subunternehmer in den ersten zwei Monaten zu arbeiten. Nach und nach konnten wir dann eigene Kunden akquirieren. 

Wie gelang euch das?

Das gelang uns vor allem über Werbung auf Google und Mundpropaganda. Wir machten eine tolle Arbeit und wurden weiter empfohlen. Wichtig war damals auch, das wir einen sehr professionellen Web-Auftritt hatten. Für mich war damals total wichtig, das wir eine geile Webseite haben. Zumindest, das die besser aussieht als 95% der Seiten unserer Mitbewerber. Der Effekt: Als wir vor Ort beim Kunden waren, dachten viele, wir hätten so zehn Mitarbeiter oder mehr. Einfach nur, weil der Online-Auftritt so professionell war. Wir bekamen dadurch immer mehr Arbeit und waren Mitte 2019 schon so weit, dass wir immer zwei bis drei Monate im Voraus ausgelastet waren.
Trotzdem sind wir nicht weiter gekommen. Wir haben den ganzen Tag lang gearbeitet aber das Unternehmen wuchs nicht. Wir haben keine Mitarbeiter gefunden und hatten auch keine Vorstellung davon, wohin die Reise gehen soll. 

Wie hat sich das geändert? 

Das war im September 2019 in Stuttgart. Wir besuchten das Geschäftsführer-Seminar von Matthias Aumann. Dort haben wir völlig neuen Input bekommen, ein neues Mindset und unser Denken hat sich geändert. Wir sind mit anderen Gedanken an die Arbeit gegangen.

Heute habt ihr ja schon ein ganzes Team. Wie hat sich das in der kurzen Zeit geändert?

Ja, in zwei Monaten werden wir neun Personen im Team sein. Das hat sich vor allem durch das Coaching bei Matthias Aumann geändert. Dort haben wir gelernt, dass wir gewisse Schritte gehen müssen um weiter zu kommen. 

Wie sahen diese Schritte aus? 

Naja, das waren auch ganz praktische Dinge. So empfahl er uns u.a., dass wir uns richtige Geschäftsräume suchen sollten und aus dem kleinen Zimmer ausziehen müssen. Wie wirkt das, wenn du ein Vorstellungsgespräch hast und dann den Bewerber in dein kleines Zimmerchen in der Wohnung führst? Wir haben uns dann innerhalb einer Woche neue Räume gesucht. Das hat es echt gebracht. Augenblicklich haben wir noch viel mehr Bewerbungen auf dem Tisch liegen. Wir kommen da gar nicht so richtig hinterher. 

Wie habt ihr es geschafft so viele Bewerbungen zu bekommen? Das hört sich an, als ob ganz Hamburg zu euch möchte. 

Ja, so fühlt es sich auch an (lacht). Wir haben das mit dem Online-Marketing-Recruiting auf Facebook geschafft. Facebook war bei uns auf jeden Fall der richtige Schlüssel. Wir haben einige Videos zur Mitarbeitergewinnung gedreht und diese beworben. Und seitdem läuft es richtig gut. Wir posten regelmäßig gute Inhalte und bleiben immer aktuell. Zusätzlich sind wir auch ein sehr junges Team. Tobias ist 25 Jahre alt, ich 28. Und auch die anderen Mitarbeiter sind alle in diesem Alter. Deswegen ziehen wir natürlich auch von anderen Firmen viele junge Leute an. Weil die auch gerne in so einem Team arbeiten wollen.

Ihr seid sehr bekannt dafür, direkt auf Kunden zuzugehen. Ihr habt Ads geschaltet und Werbung direkt verschickt.

Ja, wir verschicken “Werbebriefgespräche”.
Also im ersten Stepp führen wir eine Adressrecherche durch. Suchen uns passende Kunden raus, die unserem Profil entsprechen, z.B. Architekten, Wohnungsbaugesellschaften, Verwaltungen und alles in dem Bereich. Wir wollen mit dieser Werbebrief-Methode auf jeden Fall Kunden akquirieren die Häuser umbauen, neu bauen und sanieren können. 

Im zweiten Stepp werden die Briefe fertig gemacht und rausgeschickt. Immer mit einem kleinen Post-It drauf. das ist ein kleiner Zettel, auf den wir handschriftlich drauf geschrieben haben: Wenn Sie es nicht abwarten können bis ich mich bei Ihnen melde, können Sie mich unter folgender Nummer erreichen … Und da steht dann meine Handynummer. 

Woraus besteht dieser Brief? 

Da haben wir einen Flyer drin. In diesem haben wir verschiedene Vorteile aufgelistet und stellen uns auch persönlich einmal vor. Zusätzlich ist da noch ein persönliches Anschreiben an den jeweiligen Kunden enthalten.

Also der Fokus liegt auf dem persönlichen Ansprechen. 

Ja auf jeden Fall. Jeder Zettel ist individuell. Auch bei den Briefen. Jede Adresse schreiben wir per Hand auf den Umschlag. Das sticht immer hervor unter der Masse an Post, die unsere Kunden so erhalten. Ich denke jeder kennt das: Meistens hat man nur Briefe in der Post, die maschinell erstellt wurden. Wir fallen da eben ganz besonders auf. 

Das ist natürlich nicht immer ganz einfach, sondern eher mühselig. Aber der Aufwand lohnt sich wirklich. 

Und dann wartet ihr auf Rückmeldung?

Nein, wir werden selber aktiv. Im dritten Schritt rufen wir die Kunden direkt an. Wir fragen sie ob sie unseren Brief erhalten haben und ob wir direkt einen Termin mit ihnen vereinbaren können. Tatsächlich rufen viele Kunden uns aber schon vorher an! Die melden sich einfach bei uns und sagen: Mensch, wir haben den Brief von Ihnen bekommen und wollen mit Ihnen ein Projekt starten.
Erst vor wenigen Tagen hat sich ein Architekt aus dem Umkreis gemeldet, der 23 Wohnungen baut. Für die durften wir direkt ein Angebot erstellen. Und das nur durch den Werbebrief. 

Social Media – Wie wichtig ist das für euch? 

Social-Media ist bei uns das wichtigste Werkzeug überhaupt! Ohne Social-Media hätten wir kein Wachstum. Ich wüsste nicht, wie ich so viele Aufträge generieren und die Mitarbeiter finden könnte. Das wäre alles überhaupt nicht möglich gewesen. Das ist enorm wichtig für uns. Wir versuchen einfach jeden Tag Posts zu bringen um den Leuten immer im Kopf zu bleiben und um uns hier im Umkreis bekannter zu machen. Da zeigen wir täglich unsere Arbeit. Das bringt uns natürlich auch Neukunden. Die sehen dann z.B. ein Bild von einer Elektroverteilung die wir getauscht haben und schicken uns dann eine Nachricht: Hey brauchen wir auch, schickt uns doch mal ein Angebot. 

Also das sind ganz alltägliche Dinge, die ihr da postet? Oder nutzt ihr einen extra Fotografen und bearbeitet die Bilder noch professionell? 

Nein, das sind ganz alltägliche Dinge. Viele denken auch immer, das muss ein perfektes Foto sein. Nein, einfach aus der Situation heraus. Das man auch mal die Monteure bei der Arbeit sieht. Nichts gestelltes, ganz natürlich. Klar wird dann auch mal etwas abgelichtet, was nicht so schön ist. Aber das ist ok, weil es echt ist. 

Jeder kann Bilder stellen, aber die Wirklichkeit ablichten kann nur der, der es auch leistet und erlebt. Irgendwo in der Werkstatt die optimale Elektroverteilung aufbauen kann jeder. Aber wir zeigen, wie das bei uns direkt beim Kunden aussieht. Wir zeigen einfach wie wir unsere Arbeit machen und das kommt beim Kunden auch gut an. 

Habt ihr mehr Privatkunden oder gewerbliche Kunden? Gibt es da eine Verteilung? Der Vorwurf ist ja oft: Auf Sozial-Media kommst du nur an Privatkunden ran. 

Ich bringe dir mal ein Beispiel aus den letzten zwei Wochen: Wir haben zwei sehr große Firmen akquirieren können. Wir haben einen Kunden gewinnen können, mit dem wir jedes Jahr 12 Doppelhäuser bauen können. Also 24 Einheiten. Und dann sind noch mehrere Bauträger auf uns zugekommen, die uns auf Facebook gesehen haben.
Wir generieren beide Gruppen über Facebook. Gewerbe- und Privatkunden. Ich würde sagen das Verhältnis liegt bei 50 zu 50. 

Was wollt ihr in diesem Jahr noch erreichen? Wo wollt ihr hin? 

Also, im Dezember 2019 haben wir uns das Ziel gesetzt im Dezember 2020 zehn Mitarbeiter zu haben. Das haben wir jetzt schon fast erreicht und daher haben wir die Ziele weiter hochgeschraubt. Wir werden Ende des Jahres 12 Mitarbeiter sein und wollen dieses Jahr auch unsere internen Systeme und Prozesse optimieren. Wenn wir weiter so stark wachsen, müssen wir natürlich auch neue Abläufe schaffen, die gut funktionieren. Da müssen wir uns erst einmal einspielen. 

Was würdest du einem Gründer, der im Handwerk ebenfalls starten möchte, empfehlen? 

Einfach loslegen. Nicht viel drumherum reden und einfach machen. Vor allem, sollte man einen guten Online-Auftritt haben. Das zweite ist schnelle Kommunikation. Das bedeutet, wenn eine Anfrage kommt, sollte man schnell darauf reagieren.
Ich gehe auch um 18:00 oder 19:00 Uhr ans Telefon. Ich habe da eine automatische Rufumleitung. Da kommen teilweise tolle Aufträge zustande. Die würden ansonsten verloren gehen. Also: Gute Erreichbarkeit, guter Online-Auftritt und einfach machen! 

Vielen Dank für das Interview Tobias. Viel Erfolg euch weiterhin.